Ernähren, das muss sich jeder, damit der lange Tag im Büro oder die Erledigungen im Haushalt ohne Magenknurren und Unwohlsein verlaufen. Aber Ernährung ist heute nicht mehr gleich Ernährung, mit den Jahren und vor allem durch die Medien haben sich zunehmend verschiedene Trends im Food-Bereich etabliert. Diese haben jeweils andere Schwerpunkte: Spiritualität, „Althergebrachtes“ oder aber bewusster und nachhaltiger Genuss. Doch was unterscheidet einzelne Ernährungstrends wie Veganismus oder Paleo-Diät und auf welchen Grundsätzen basieren sie?
Ernährung als Teil der Gesellschaft
Im 21. Jahrhundert hat sich zunehmend ein verändertes Bewusstsein für die eigene Umwelt entwickelt. Teil desselben, welches unter anderem ein verändertes Gesundheitsbewusstsein beinhaltet – Stichwort: demographischer Wandel – ist die Konzentration auf eine nachhaltige Ernährung. Nachhaltige Ernährung bedeutet zunächst, dass Wert auf ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Faktoren bei der Lebensmittelherstellung gelegt wird:
- Nachhaltige Landwirtschaft (Kauf von Produkten aus ökologischem Anbau).
- Kauf regionaler und saisonaler Produkte.
Eine nachhaltige Ernährung soll sich heutzutage zudem nachhaltig auf das allgemeine körperliche Wohlbefinden auswirken. Nach einer Verbraucherstudie, die die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie beschreibt, hat die Ernährung für 75 Prozent der Verbraucher einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit. Die Zahl der Menschen, die auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung Wert legen, ist laut der Vereinigung angestiegen und der Wunsch nach einer Alternativernährung (z.B. vegane Nahrung) steigt. Was sich nicht zuletzt an den Umsatzzahlen für spezielle Nahrungsmittel zeigt: Der Umsatz durch laktosefreien Produkte ist innerhalb der letzten vier Jahre um 93 Prozent und der von Fleischersatzprodukten für die vegane Ernährung um 88 Prozent angestiegen.
Verschiedene Ernährungs-Trends: Hintergründe und Inhalte
Ernährung ohne tierische Produkte: Vegetarisch und vegan
Die ersten Anhänger des Vegetarismus gehen in etwa auf die Zeit um 600 v.Chr. zurück. Ihr Fleischverzicht war zu dieser Zeit religiös bedingt, denn sie glaubten an die Wiedergeburt der menschlichen Seele in Menschen- und Tiergestalt. Während sich der Vegetarismus im 18. und 19. Jahrhundert in England und Amerika verbreitete, entwickelte sich die fleischfreie Ernährung in Deutschland erst Ende des 19. Jahrhunderts durch den Heilpraktiker Theodor Hahn, der damit seine Patienten behandelte. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde schließlich der erste „Vegetarier-Kongress“ veranstaltet. Zum gesundheitlichen Aspekt kamen dann zunehmend moralische Gründe (z.B. Massentierhaltung) hinzu, die die vegetarische Ernährung mitbestimmen. Aus dem Vegetarismus bildete sich um die dreißiger Jahre eine weitere Ernährungsform – und zwar der sogenannte „Hochvegetarismus“, welcher heute als Veganismus bekannt ist. Im Jahr 1944 entstand schließlich die erste vegane Organisation „Vegan Society“. Im Jahr 1946 kam dann das erste vegane Kochbuch auf den Markt, welches den Titel „Vegan Recipes“ trägt. Veganer lehnen im Gegensatz zu Vegetariern nicht nur Fleisch, sondern jegliche Konsumgüter ab, die tierischen Ursprungs sind – z.B. Fleisch, Fisch, Milch, Honig oder Produkte, die Gelatine enthalten. Zudem umfasst das „vegan sein“ die Entsagung von Kleidungsstücken, die aus tierischen Materialien wie Wolle, Seide oder Leder bestehen.
Fazit:
Bei der vegetarischen Ernährung ist die Grundzufuhr von Nährstoffen für eine ausgewogene Ernährung entscheidend, so dass keine Mangelerscheinungen auftreten. Zu den Grundpfeilern zählen unter anderem Getreideprodukte (Kohlenhydrate), Milchprodukte und Eier (Eiweiß, Vitamin B 12 und Kalzium) sowie Pflanzenfette (ungesättigte Fettsäuren für den Cholesterinspiegel). Jedoch wird bei einer vegetarischen und vor allem veganen Ernährungsweise oft zu wenig Eiweiß zu sich genommen, ausgeglichen werden kann dies durch Nüsse oder Sojabohnen. Denn Eiweiß ist wichtig, um den menschlichen Stoffwechsel mit ausreichenden Nährstoffen zu versorgen. Zudem wird die Einnahme von Vitamin B 12 oder Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel empfohlen.
[box title=”Trend: Spiritual Food” box_color=”#689fef” title_color=”#000000″]Ein Food-Trend, der den Veganismus umschließt, ist das „Spiritual-Food“, welches neben veganen Produkten, koschere oder glutenfreie Ernährung umfasst. Den Produkten wird ein gesundheitlicher und spiritueller Wert zugesprochen und die Ernährung gilt sozusagen als eine Art Ersatzreligion. Auch nicht-religiöse Menschen greifen bei diesem Trend zum Beispiel zu koscheren Lebensmitteln. Was nicht zuletzt aus dem steigenden Bewusstsein für nachhaltige Ernährung herrührt: Menschen möchten wissen, woher die Produkte stammen und dass die Lebensmittel streng kontrolliert wurden.[/box]Flextarier
Auf nachhaltigen Konsum und bewusste Auswahl der Lebensmittel, die zu sich genommen werden, achten auch Flextarier („Teilzeitvegetarier“). Flextarier sind – wie der Name bereits verrät – flexibel in ihrer Ernährungsweise. Sie lehnen Fleisch nicht grundsätzlich ab und legen im Gegensatz zu Vegetariern ab und an auch einen Fleischtag ein. Jedoch schränken Flextarier ihren Fleischkonsum aus gesundheitlichen sowie ökologischen Gründen bewusst ein und achten darauf, dass, wenn sie Fleisch zu sich nehmen, dieses von guter Qualität (Bio-Qualität) ist. Somit unterstützen Flextarier nicht die Massentierhaltung, sondern die artgerechte Tierhaltung sowie eine nachhaltige Produktionskette mit geringem klimaschädlichem CO2-Ausstoß.
Flextarier verzichten nicht auf Eiweiße, Mineralstoffe und Vitamine von Fleisch, aber nehmen dennoch überwiegend – circa an vier bis fünf Wochentagen – frisches Gemüse aus biologischem Anbau, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte zu sich wie folgende flexitarische Rezepte zeigen. Den Ernährungsplan, der mal mehr und mal weniger fleisch- oder gemüselastig ist, unterstützt unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. In ihren zehn Regeln für eine gesunde und ausgewogene Kost, wird beschrieben, dass pro Tag fünf Portionen Obst und Gemüse, circa 30 Gramm Ballaststoffe aus Vollkornprodukten sowie wöchentlich nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch zu sich genommen werden sollten.
Fazit:
Flextarier nehmen eine ausgewogene Nährstoffmenge zu sich, die den Körper ausreichend versorgt. Im Gegensatz zur vegetarischen oder veganen Ernährung fallen keine Nahrungsmittel weg, es wird nur bewusster mit den vorhandenen Ressourcen umgegangen. Vor allem der reduzierte Fleischkonsum kann sich durchaus positiv auf die Körpergesundheit sowie Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Beschwerden auswirken.
[box title=”Trend: Fast Good” box_color=”#689fef” title_color=”#000000″]Eine aktuelle Trend-Ernährungsbewegung ist das „Fast Good“, welches mit den Grundsätzen der Flextarier-Ernährung übereingeht. Denn Fast Good ist eine Kombination aus Casual Dining und Fast Food. Bei diesem Food-Trend werden keine Lebensmittel weggelassen, sondern vielmehr Wert auf deren Auswahl gelegt. Das heißt, es werden regionale und frische Zutaten ohne künstliche Zusatzstoffe verwendet, die zum schellen Imbiss für Zwischendurch verarbeitet werden.[/box]Paleo-Ernährung
Auch Anhänger der Paleo-Ernährung schwören dem Fleischkonsum nicht komplett ab. Im Gegensatz zu Flextariern wird bei der Paleo-Ernährung unter anderem auf Milchprodukte verzichtet, deren Konsum bei einigen Menschen bereits durch eine Laktoseintoleranz nicht in Frage kommt. Die Grundlage von Paleo ist eine Ernährungsweise, die sich an der aus der Steinzeit bekannten Kost orientiert. Deshalb wird diese Ernährungsform auch als „Steinzeiternährung“ betitelt. Nicht auf dem Speiseplan stehen somit jegliche Art von verarbeiteten Lebensmitteln, Milchprodukten oder Getreideerzeugnissen. Dagegen kommen bei der Paleo-Ernährung pflanzliche Produkte wie Gemüse, Obst, Kräuter, Samen, Nüsse und auch Meeresfrüchte oder Eier auf den Teller. Hier finden sich weitere Informationen zu den „Ernährungseckpfeilern“ der Steinzeitverkostung.
Bei der Paleo-Diät wird davon ausgegangen, dass der menschliche Körper genetisch am besten auf die „althergebrachte“ Ernährungsweise eingestellt ist, da sie sozusagen von den „ersten“ Menschen genutzt wurde. Stark verarbeitete Lebensmittel, die im Zuge der Massenproduktion auf den Markt kamen, werden strikt abgelehnt, da diese nach der Paleo-Theorie Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettleibigkeit oder Allergien mit sich gebracht haben. Ins Rollen gebracht hat die Paleo-Diet der amerikanische Ernährungswissenschaftler Loren Cordani (Buch: „The Paleo Diet).
Fazit:
Mit der Paleo-Ernährung lassen sich aufgrund des Wegfalls von Kohlenhydraten durchaus Kalorien einsparen, ohne, dass Hunger erlitten werden muss. Dies ist zwangsläufig vorteilhaft für eine Gewichtsreduktion. Zudem kann sich der Wegfall von industriell verarbeiteten Lebensmitteln positiv auf die Gesundheit auswirken. Diese Ernährungsform ist jedoch sehr fleischlastig und ein übermäßiger Fleischkonsum kann dauerhaft zu Gelenkbeschwerden oder einer Belastung des Fettstoffwechsels führen. Zudem werden dem Körper durch das strikte Entsagen von Getreideprodukten wichtige Ballaststoffe und Eiweiße vorenthalten.
Ayurveda-Ernährung: Der indische Weg
Ayurveda ist eine indische Heilkunde (Medizin), die etwa 5000 Jahre alt ist. Dabei geht es generell um die Aktivierung der menschlichen Selbstheilungskräfte, die Entgiftung des Körpers sowie die Balance von Körper und Geist. Neben Massagen oder Wärmebehandlungen, gehört zum Ayurveda-Prinzip eine bestimmte Ernährungsweise. Die ayurvedische Ernährungsform versteht sich sozusagen als Medizin, die Heilungsprozesse im Körper vorantreibt oder gegen Unwohlsein, das durch falsche Ernährung hervorgerufen wurde, angeht.
Die Grundsätze der Ayurveda-Lehre beruhen auf drei verschiedenen „Doshas“ (Lebensenergien), die nach indischer Vorstellung im Körper individuell verschieden ausgeprägt sind. Zu den Doshas gehören:
- Vata: Steht für Lebensenergie und setzt sich aus Luft und Raum zusammen.
- Kapha: Steht für die Körperstruktur und bildet sich aus den Elementen Erde und Wasser.
- Pitta: Steht für natürliche Körperfunktionen wie die Verdauung und bildet sich aus den Elementen Wasser und Feuer.
Bevor ein Ernährungsplan aufgestellt werden kann, ist das eigene Dosha zu ermitteln. Bei der Festlegung helfen charakteristische Merkmale der Dosha-Typen. Der Kapha-Typ sollte unter anderem auf leichte Kost setzen, die durch einen hohen Anteil von Obst und Gemüse bestimmt wird. Der Pitta-Typ sollte weniger salzige und scharfe Speisen, als vielmehr süße und bittere Nahrung zu sich nehmen. Dagegen ist der Ernährungsplan vom Vata-Typ auf Lebensmittel ausgerichtet, die den Magen nicht aufblähen (z.B. Verzicht auf Kohl) und süß und salzig sind. Die Zubereitung der Lebensmittel wird nicht nur dem individuellem Typ, sondern zudem der Jahres- und Tageszeit angepasst und verläuft nach allgemeinen ayurvedischen Ernährungsregeln, die unter anderem auch vorgeben, in Ruhe und in angenehmer Atmosphäre zu essen.
Fazit:
Bei der ayurvedischen Ernährung geht es vor allem um die „richtige“ Kombination, Zubereitung und Auswahl von Lebensmitteln. Dies ist jeweils für drei verschiedene Typen (Vata, Kapha und Pitta) festgelegt. Die Auswahl der zu verarbeitenden Lebensmittel erfolgt neben qualitativen Kriterien, nach der Funktionsweise des Verdauungssystems. Dieses wird vor allem durch die Zubereitung mit speziellen Gewürzen unterstützt. Für eine bessere Verdauung werden abends außerdem schwere Mahlzeiten (mit Fleisch oder Milchprodukten) vermieden.